Nikolaina Gschlössl


Ina Gschlössl stammte aus einer einfachen Kölner Familie; ihr Vater war Postassistent, die Mutter Kindergärtnerin. Das aufgeweckte und außergewöhnlich begabte Kind schaffte es, obwohl sie aus dem Arbeiterviertel Nippes kam, das Oberlyzeum der städtischen Königin-Luise-Schule zu absolvieren. Dort legte sie 1920 das Reifezeugnis ab. Zwar hatte sie mit diesem Abschluss zugleich das Lehrerinnenexamen abgelegt, doch sie beschloss weiterzustudieren: zunächst Sozialwissenschaften in Köln, dann in Bonn Philologie. 1922 wechselte sie zur Theologie, obwohl für sie zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit bestand, im Kirchendienst tätig zu werden. Ab Mai 1924 setzte sie ihr Studium in Marburg fort, wo sie unter anderem bei Rudolf Bultmann und Paul Tillich studierte. Dort lernte sie einige andere Theologiestudentinnen kennen, mit denen sie 1930 die „Vereinigung evangelischer Theologinnen“ gründete. Diese Vereinigung forderte im Gegensatz zu dem bereits bestehenden „Verband evangelischer Theologinnen“ das volle Pfarramt für Frauen.


Nach Abschluss ihres Studiums 1927 begann sie kurzzeitig ein Vikariat bei dem Religiösen Sozialisten Georg Fritze an der Kartäuserkirche, doch bereits im November stellte sie die Stadt Köln als hauptamtliche Berufsschullehrerin an. Um 1928 wurde sie Mitglied der SPD. 1932 äußerte sie sich in einem Sammelband mit Stellungnahmen aus dem Raum der Kirche äußerst kritisch zum Nationalsozialismus: Sie brandmarkte die Vergötzung des Blutes und die Rassenideologie.


Im Sommer 1933 wurde sie aus dem Berufsschuldienst entlassen, da sie im Religionsunterricht ungeziemende Bemerkungen über Reichskanzler Hitler gemacht habe. Da sie keine neue Anstellung fand, unterrichtete Gschlössl behinderte Kinder und betreute eine jüdische Familie. Ab dem 1. Januar 1938 konnte sie auf Vermittlung von Pfarrer Hans Encke als Fürsorgerin im Kirchenkreis Köln arbeiten; unter anderem hatte sie Vormundschaften wahrzunehmen und in der Gefangenenseelsorge zu wirken.


Nach Kriegsende reorganisierte sie den Berufsschulunterricht in Köln. 1949 wurde Gschlössl zur Leiterin des evangelischen Religionsunterrichts an Berufsschulen in Köln ernannt, eine Tätigkeit, die sie bis 1966 ausübte. Sie starb 1989 in Neusäß bei Augsburg.


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