Ge­schlechts­spe­zi­fi­scher Wi­der­stand


Wer leistete Widerstand? Welche Verhaltensmuster und Handlungsspielräume lassen sich identifizieren? Wie stark waren sie von Geschlechterrollen bestimmt?


Die von den Nationalsozialisten vorangetriebene Politisierung aller gesellschaftlichen und privaten Lebensbereiche betraf Männer wie Frauen. Der weltanschauliche Führungsanspruch der Nationalsozialisten kollidierte häufig mit ihrer religiösen Überzeugung und Praxis.


Es gibt Hinweise darauf, dass sich in den Jahren ab 1935 vielfach die Männer von der Kirche zurückzogen, da sie stärkerem Druck ausgesetzt waren.


Frauen widersetzten sich hingegen oft entschieden gegen Eingriffe in ihre religiöse Lebenswelt und konnten dabei auch mit gesellschaftlich etablierten Rollenmustern argumentieren. Der ihnen religiös wie politisch zugeschriebene private, familiär-häusliche Bereich war denn auch der Ort, an dem Frauen im Sinne christlicher Nächstenliebe Nothilfe leisteten – die „stillen Helfer“ waren häufig „stille Helferinnen“.


Die von Männern geleitete Bekennende Kirche wurde stark von Frauen getragen. Sie waren in den Gottesdiensten und Bibelstunden präsent; sie wirkten in ihrer Rolle als Pfarrfrauen und weiteten diese Rolle – bei Abwesenheit der Männer – auch aus.


Widerstand gegenüber der NS-Rassenpolitik zeigten innerhalb der Bekennenden Kirche vor allem ledige, berufstätige Frauen. Von der Not in ihrem persönlichen oder beruflichen Umfeld betroffen, forderten sie von der Bekennenden Kirche das Eintreten für Verfolgte und praktizierten selbst christlich-humanitäre Solidarität. Ihr Appell fand jedoch kaum Gehör.


Erst mit der Ausweitung des Widerstandsbegriffs kamen in Forschung und Öffentlichkeit verstärkt auch Frauen des Widerstands in den Blick.


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