Protestbrief an Hitler gegen die Judenvernichtung


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Wohl mit angeregt durch den Münchner Laienbrief wandte sich Wurm im Juli 1943 mit einem grundsätzlichen Schreiben an den Führer und Reichskanzler. Er könne, auch wenn schriftliche Vorlagen und persönliche Aussprachen keinen Erfolg hatten, nicht schweigen, da auch in der heutigen Staatsform jeder Christ Mitverantwortung trage.


In Wahrnehmung des Wächteramtes appellierte Wurm im Namen Gottes und um des deutschen Volkes willen eindringlich an Hitler, die ohne Gerichtsurteil erfolgten Verfolgungen und Vernichtung von Menschen im deutschen Machtbereich einzustellen. Die gegen Nichtarier ergriffenen Vernichtungsmaßnahmen stünden im schärfsten Widerspruch zu dem Gebot Gottes.


Man begehre nichts für die evangelischen Christen selbst, diese trügen alle Opfer mit, aber niemand könne uns hindern, Christen zu sein und als Christen einzutreten für das, was recht ist vor Gott. Am nachdrücklichsten wurde der Widerspruch Wurms in diesem Schreiben an Hitler deutlich, das die Gräuel der nationalsozialistischen Politik – und insbesondere auch die Vernichtungsmaßnahmen gegen das Judentum – mit ungeschminkter Klarheit benannte.


Wurms Appell blieb jedoch ohne Antwort – und ohne Folgen; die Vernichtungsmaßnahmen gingen unvermindert weiter. Dennoch trug Wurm den Protest nicht in die Öffentlichkeit. Als Bischof sah er seine Aufgabe darin, der Obrigkeit ins Gewissen zu reden, sie mit den Geboten Gottes zu konfrontieren und zu einer Änderung ihrer Handlungsweisen aufzufordern.


Ein öffentlicher Angriff wäre in seinen Augen ein Loyalitätsbruch gewesen, hätte den Feinden Deutschlands in die Hände gearbeitet und die Position der bereits massiv bedrängten Kirche weiter verschärft. Angemerkt sei, dass dieses Schreiben einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, da es unter anderem über den Rundfunksender London in norwegischer Sprache verbreitet wurde.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Stuttgart, D1/109

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